Anekdoten eines Tauchlehrers

Wartung von Tauchequipment
Wartungsarbeiten gehören auch dazu

Was man als Tauchlehrer mit seinen Schülern so alles erlebt und von Gästen erzählt bekommt, grenzt ans Unfassbare und lässt Dich zum Teil sprach- und ratlos stehen. In den letzten Jahren sind mir einige lustige und ernüchternde Dinge zu Ohren gekommen, die ich an dieser Stelle mit Euch teilen möchte. Viel Vergnügen.

Die Sache mit den 11 Liter Tanks

So kam letztens ein Gast herein, meldete sich an, zeigte uns sein Kärtchen und packte seine Box. Alles fein. Beim Rundgang durch die Basis zeigten wir ihm auch unsere 12 und 10 Liter Tanks. Darauf von ihm die Frage: Habt ihr auch was dazwischen?
Öh, ja nee, aber wenn wir vielleicht aus der 12ern etwas Luft lassen, passt das doch, oder?!

Über die Entfernung von ``Killerhaien``

Ein anderes Mal wurde meine Kollegin auf den Malediven zu den Wasserbungalows gerufen. Dort sei ein schrecklich großer Hai im Wasser. Man könne ja gar nicht mehr Schnorcheln, ob man den nicht bitte raus holen könne?

Bester Laune flitze sie mit ABC-Zeug bewaffnet zum Tatort. Leider war der Walhai schon weg. Genauer nachzulesen in einem älteren Artikel von Lena.

Photographed by Liko, in Oslop, Philippines. Camera: Sony NEX 7, 16mm, f14, ISO400

Wie 30 Chinesen unbeschadet ins Wasser kamen

Wo wir schon auf den Malediven sind, die alte Geschichte eines ehemaligen Chefs.
Eines Tages kamen 30 Chinesen an die Basis, ob sie hier denn Schnorchelausrüstung mieten könnten?
Ja sicher, gar kein Problem. Nur seid bitte so gut und zieht die Flossen erst im Wasser an. Das ist leichter.
Kaum gesagt, haben die ersten 5 ihre Flossen auch schon an und watscheln fröhlich stolpernd zum Wasser. Einer hält an. In seinem Gesicht siehst Du wie die Räder anfangen zu Rattern. 'Das ist doch Scheisse. In den Dingern kann man gar nicht laufen!' Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Kurz entschlossen biegt er die Spitzen seiner Flossen soweit um, bis er auf ihnen steht und glücklich über seinen Trick ins Wasser schlurft.
Und was ein Chinese kann, können 29 andere kopieren. Darin sind die bekanntermaßen richtig gut. Am Ende bekam mein Chef 30 Paar gebrochene Flossen zurück.

In größeren Tiefen einfach ausschalten

Vorab Anfrage per Email.
Ob es wohl möglich wäre, dass jemand Fotos während des Tauchganges machen könnte?
Nein eigentlich nicht, tut uns Leid. Standardmäßig haben wir das so nicht im Programm, aber da lässt sich bestimmt etwas machen.
Ach, das sei nicht so schlimm, es sei eine eigene, bis 10m wasserdichte Kamera vorhanden. Die ginge ja auch.
Ja klar, kein Problem. Naja, bis auf eines, wir tauchen öfters auch mal tiefer als 10 Meter.
Das macht nichts. Ich mache einfach Fotos bis 10m und darunter schalte ich sie dann aus.
Eine Antwort haben wir bis heute nicht gefunden...

Ganz großes Kino war auch der Herr, der Unterwasser die Batterie seiner Kamera wechselte. So ein UW-Gehäuse muss man auf 20m auch erstmal aufbringen. Und er hatte extra eine Ersatzbatterie in seine Jackettasche gesteckt. Und nein, das habe ich nicht selbst erlebt, aber es ist wirklich passiert.

Die bleiernen Abgründe der Physik

Und dann noch die Geschichte mit dem Blei.
Scheinbar ein recht erfahrener Taucher, aber schon etwas länger nicht mehr im Wasser gewesen. Eine ganz normale Sache und im Grunde kein Problem. Frage unsererseits: Ob er denn glaube, dass die 4kg Blei ausreichen?
Ja kein Ding, früher hat das immer gepasst. Falls es nicht reicht, habe ich noch 2kg in den Taschen. Die schiebe ich im Zweifel einfach auf den Gurt.
Öh ja... genau, dass funktioniert dann schon...
Am Ende bleibst du einfach stehen. Zweifelst eine Sekunde. Weiß dann doch nicht was du sagen sollst. Hälst die Klappe und lächelst freundlich.
Es kommen auch wieder gute Tage.

Der geneigte Leser sei angehalten seine eigenen Anekdoten in die Kommentare zu setzen. Je länger, je lieber - ich lese diese Geschichten nämlich auch sehr gerne, am liebsten neue! ?

2 Comments

  • Annette sagt:

    Haha, sehr schöne Anekdoten! Ich freue mich schon auf eine Fortsetzung. Ich hätte nur noch eine Geschichte, die das besondere Verhältnis zwischen Tauchern und ihrem Equipment widerspiegelt. Letztes Jahr auf einer Tauchbasis erlebt. Bei einem Tauchgang war ein sehr ambitionierter Taucher männlichen Geschlechts mit von der Partie. Alle sitzen auf gepackten Tauchkisten und warten auf den Aufbruch zum Tauchplatz nur der Herr flitzt wutschnaubend durch die Basis auf der Suche nach seinem verschwundenen Neoprenanzug. Das Gezeter groß. Nachdem zwei Guides mit ihm die gesamte Basis umgekrempelt haben, stellte sich heraus, dass er seinen Anzug mit der Kaschierung nach außen zum Trocknen aufgehangen hat. Der vermeintlich schwarze Neoprenanzug entpuppte sich von der Innenseite als blau…Ohne Worte. Ins Wasser ging es dann mit einer dreiviertelstündigen Verzögerung und einem sehr kleinlauten Taucher.

    • Liko sagt:

      Hahaha,

      Sehr schön. Bei solchen Stories kommt doch immer ein auch ein wenig Schadenfreude auf. Ist vielleicht nicht nett, aber in diesen Situationen absolut befriedigend. Hoffentlich hat er draus gelernt.
      Und ja, ich denke da kommen bestimmt nochmal weitere Anekdoten. Bin fleißig am sammeln.

      Liebe Grüße,
      Liko

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